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Fachwissen

Hotelgastronomie: Warum eigene F&B-Marken ein echter Umsatz-Booster sein können

DISH
August 2025

Hotelgäste wollen heutzutage mehr als nur ein Bett für die Nacht – gutes Essen gehört für viele inzwischen einfach dazu. Und nicht nur das: Auch Menschen aus der Umgebung schauen gezielt nach besonderen Orten zum Frühstücken, Lunch oder für einen Drink am Abend.

Genau hier liegt für Hotels eine echte Chance. Wenn du deine Gastronomie gut aufstellst, kann sie neue Gäste anziehen, den Aufenthalt aufwerten – und den Umsatz spürbar steigern.

In diesem Artikel zeigen wir dir, wie eigene F&B-Konzepte zur starken Marke werden und warum sie für Hotels ein echter Gewinn sein können – und zwar wirtschaftlich und fürs Image.

 

Status quo: Hotelrestaurants zwischen Pflicht und Kür

In vielen Hotels fristet die Gastronomie noch ein Schattendasein. Frühstück ja, vielleicht noch ein Abendessen – aber oft fehlt es an Konzept, Atmosphäre und Sichtbarkeit. Der Restaurantbereich wirkt wie ein notwendiger Teil des Gesamtangebots, nicht wie ein Ort, an dem man gerne Zeit verbringt.

Dabei hat sich viel verändert: Gäste legen heute mehr Wert auf Genuss, Qualität und Erlebnis. Vor allem die „Gen Z“ ist da vorn mitdabei. Gleichzeitig ist der Wettbewerb gestiegen – gerade in Städten gibt es zahllose Restaurants und Cafés direkt vor der Tür. Wer da mithalten will, muss mehr bieten als eine Standardkarte und weiße Tischdecken.

Das Gute ist: Du musst das Rad nicht neu erfinden. Schon kleine Veränderungen können große Wirkung zeigen – vor allem, wenn du deine Gastronomie nicht nur für Hotelgäste, sondern auch für externe Besucher und Besucherinnen öffnest. Aus einem „Pflichtangebot“ kann so ein echtes Highlight werden.

 

Umsatzpotenzial durch starke F&B-Konzepte

Ein durchdachtes Gastronomiekonzept kann ein echter Gamechanger sein – sowohl für das Gästeerlebnis als auch für den Umsatz. Denn das Potenzial ist groß: Neben den Hotelgästen lohnt sich der Blick auf externe Besucher und Besucherinnen aus dem Viertel – sie können den laufenden Betrieb stabilisieren und den Raum auch außerhalb der klassischen Frühstückszeiten beleben.

Mehr Umsatz mit bestehenden Gästen

Viele Hotels konzentrieren sich auf das Frühstück – danach bleibt das Restaurant oft leer oder ganz geschlossen. Dabei lassen sich mit gezielten Angeboten wie Lunch, Kaffeepause, After-Work-Drinks oder kleinen Abendkarten zusätzliche Umsatzquellen erschließen. Auch Roomservice, Minibar oder das Angebot von To-go-Optionen zahlen auf die Rentabilität ein.

Die Nachbarschaft als zweite Zielgruppe

Ein Hotelrestaurant muss nicht nur für Übernachtungsgäste gedacht sein. Gerade in Städten mit hoher Gastro-Dichte können ein gutes Konzept und ein geeigneter Standort auch Anwohner und Anwohnerinnen, Berufstätige aus der Umgebung oder Laufkundschaft ansprechen. Ein attraktives Ambiente, eine klar definierte Küche und ein stimmiges Preis-Leistungs-Verhältnis machen aus einem Hotelrestaurant einen echten Treffpunkt – zum Beispiel für Brunch am Wochenende, Business-Lunch unter der Woche oder Sundowner an der Hotelbar.

 

Drei Beispiele, die zeigen, wie’s gehen kann

NENI & 25hours

Wer schon mal im 25hours Hotel in Berlin war, kennt NENI. Die bunte Mischung aus orientalischer, mediterraner und urbaner Küche zieht nicht nur Hotelgäste an – hier essen auch Berliner und Berlinerinnen mit Vorliebe. Das Konzept kommt von der Familie Molcho, die gemeinsam mit 25hours ein Gastro-Erlebnis geschaffen hat, das weit über den Tellerrand eines typischen Hotelrestaurants hinausgeht.

Mama Shelter

In den Häusern von Mama Shelter geht es lebendig zu: große Tische, bunte Einrichtung, ehrliches Essen, gute Musik. Die Hotels setzen auf unkomplizierte Gastronomie mit urbanem Vibe – Pizza, Bowls, Cocktails. Viele Locations haben eine Bar oder sogar eine Dachterrasse, auf der auch mal DJs auflegen. Das zieht nicht nur Gäste an, sondern auch Menschen aus dem Viertel. Genau das ist das Ziel: ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen – egal ob sie hier übernachten oder nur auf einen Drink vorbeikommen.

Ace Hotel

Die Ace Hotels in den USA haben früh verstanden, wie wichtig eine gute Gastronomie fürs Gesamtbild ist. Statt auf Standardlösungen zu setzen, entwickeln sie für jeden Standort ein eigenes Konzept – oft gemeinsam mit bekannten Küchenchefs oder lokalen Partnern. In Portland etwa war die Bar „Clyde Common“ lange einer der Hotspots der Stadt – mitten im Hotel, aber offen für alle. Das Prinzip funktioniert: Gute Küche, coole Drinks, starke Atmosphäre.

 

Markenbildung statt Kantinenflair

Viele Hotelrestaurants sehen aus wie – nun ja – Hotelrestaurants. Funktional, austauschbar, nett gemeint, aber irgendwie ohne Seele. Genau das ist das Problem. Wer will heute noch in einem Raum mit weißen Tischdecken, Buffetwagen und stiller Hintergrundmusik sitzen?

Was ein Gastro-Angebot im Hotel erfolgreich macht, ist nicht das Pflichtprogramm, sondern Persönlichkeit. Es braucht ein klares Konzept, das sich durchzieht: vom Namen über die Karte bis zum Look. Was wird serviert – und warum genau das? Wer steht in der Küche oder an der Bar? Und wie fühlt sich der Abend an, wenn man hier sitzt?

Ein starker Küchenchef oder eine Gastgeberin mit Ausstrahlung können viel bewirken. Wenn das Team sichtbar wird, wenn Geschichten erzählt werden – über regionale Zutaten, über eine besondere Zubereitung, über das Design – dann entsteht Atmosphäre. Dann entsteht eine Marke.

Auch Kooperationen können helfen: Warum nicht mit einer bekannten Bäckerei das Frühstückskonzept aufwerten? Oder mit einer Craft-Brauerei gemeinsame Tastings organisieren? Alles, was authentisch ist und zum Haus passt, kann dabei helfen, aus einem „normalen“ Hotelrestaurant ein besonderes Ziel zu machen.

 

Erfolgsfaktor Sichtbarkeit und Erreichbarkeit

Selbst das beste Gastronomiekonzept bringt wenig, wenn niemand davon weiß – oder nicht reinkommt. Genau hier verschenken viele Hotels großes Potenzial: Die Bar ist gut, das Essen solide, das Ambiente einladend – aber draußen merkt man davon nichts.

Damit ein Hotelrestaurant auch für externe Besucher und Besucherinnen funktioniert, muss es als eigenständiger Ort wahrgenommen werden. Das beginnt bei der Beschilderung: Gibt es einen eigenen Eingang? Ist das Restaurant von außen erkennbar – oder wirkt es wie ein Anbau der Lobby? Auch Öffnungszeiten spielen eine Rolle: Wer nur von 18 bis 21 Uhr geöffnet hat, wird kaum Laufkundschaft gewinnen.

Ein weiterer Punkt ist die digitale Präsenz. Ist dein Restaurant bei Google Maps, Instagram, Tripadvisor oder OpenTable zu finden? Gibt es aktuelle Fotos, eine eigene Website oder zumindest einen Bereich auf der Hotelseite mit Speisekarte und Eventinfos? Lokales Online-Marketing ist kein Luxus – sondern Pflicht, wenn du auch Menschen außerhalb des Hotels ansprechen willst.

Noch besser wird’s, wenn du gezielt Aktionen für die Nachbarschaft anbietest: Brunch am Wochenende, After-Work-Drinks, kleine Tastings oder Musikabende. Solche Events schaffen Wiedererkennung – und machen dein Haus zum Anlaufpunkt für mehr als nur Übernachtungen.

Denn: Sichtbarkeit ist kein Selbstläufer. Aber wenn du dich aktiv öffnest, dich gut zeigst – on- und offline – dann wird aus dem Restaurant im Hotel schnell ein Ort, den man kennt. Und der regelmäßig besucht wird.

 

Was kostet ein eigenes F&B-Konzept wirklich?

Klar ist: Gute Gastronomie gibt’s nicht zum Nulltarif. Wer aus dem Hotelrestaurant mehr machen will als eine Frühstücksstation, muss investieren – in Konzept, Design, Technik und vor allem in Menschen. Aber keine Sorge: Das heißt nicht automatisch Millionenbudget. Wichtig ist, dass du weißt, worauf du dich einlässt – und wo sich Ausgaben lohnen.

Die typischen Kostenpunkte

Am Anfang stehen oft Umbauten oder zumindest Anpassungen im Gastraum. Ein frisches Design, bessere Akustik, neue Möbel – das kostet, zahlt aber auf das Gesamterlebnis ein. Auch in der Küche kann es nötig sein, aufzurüsten: bessere Geräte, effizientere Abläufe, Lagerflächen. Und dann ist da natürlich das Personal. Köche, Servicekräfte, Bar-Team – gute Leute sind gefragt und nicht billig. Aber sie sind das Herz deines Konzepts.

Laufende Kosten nicht unterschätzen

Neben den einmaligen Investitionen kommen laufende Ausgaben dazu: Wareneinsatz, Strom & Gas, Reinigung, Lizenzen, Marketing, Personalfortbildung. Hier lohnt es sich, genau zu kalkulieren – und realistisch zu planen. Wer zu knapp kalkuliert, spart oft an der falschen Stelle.

Und wie rechnet sich das?

Die große Frage: Wann kommt das Geld wieder rein? Eine pauschale Antwort gibt es nicht – das hängt stark vom Standort, Konzept und Zielgruppe ab. Aber: Viele erfolgreiche Hotelgastronomien berichten davon, dass sich die Investition nach zwei bis drei Jahren amortisiert. Besonders dann, wenn externe Gäste und Events regelmäßig zusätzliche Einnahmen bringen.

Alternative Wege

Du musst nicht alles selbst machen. Manche Hotels arbeiten mit externen Gastronomiebetrieben zusammen, vermieten die Fläche oder setzen auf temporäre Konzepte wie Pop-up-Restaurants. Das senkt das Risiko, ist aber meist weniger lukrativ auf Dauer. Auch Kooperationsmodelle – zum Beispiel mit Bäckereien, Kaffeeröstereien oder Streetfood-Marken – können eine spannende Lösung sein.

Förderung nicht vergessen

Mitunter gibt es Förderprogramme für Investitionen in Tourismus, Gastronomie oder regionale Wertschöpfung. Es lohnt sich, bei IHK oder Wirtschaftsförderung nachzufragen – gerade für kleinere Häuser kann das den Ausschlag geben, ob sich eine Umsetzung finanziell stemmen lässt.

Wenn du das Thema klar durchkalkulierst und auf ein tragfähiges Konzept setzt, kann sich eine Investition in eigene F&B-Marken schnell lohnen – nicht nur finanziell, sondern auch als Imagegewinn.

 

Fazit: Gastronomie als Wachstumsmotor

Ein F&B-Konzept ist heutzutage weit mehr als nur ein nettes Nice-to-have. Gut geplant und umgesetzt, kann es echte Strahlkraft entwickeln – für deine Gäste, für das Umfeld und für den wirtschaftlichen Erfolg deines Hotels.

Wer seine Gastronomie strategisch aufstellt, schafft neue Berührungspunkte, neue Zielgruppen und neue Umsatzpotenziale. Entscheidend ist, dass du das Restaurant, die Bar oder das Café nicht als reinen Servicebereich verstehst, sondern als Marke mit eigener Identität.

Ob du dich für ein festes Konzept entscheidest, eine Kooperation eingehst oder mit einer Pop-up-Variante startest: Wichtig ist, dass du fest dahinterstehst – und Lust auf Qualität, Kreativität und Sichtbarkeit hast.

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