Gäste-WLAN in der Gastronomie: Wie du mit gutem Netz punkten kannst
DISH
September 2025
Ob in der Bar, im Restaurant oder im Szene-Café: Viele Gäste erwarten heute wie selbstverständlich einen kostenlosen WLAN-Zugang. Für sie ist das digitale Netz Teil des guten Service – sei es für die schnelle Nachricht, das Teilen eines Fotos oder das konzentrierte Arbeiten mit dem Laptop. Doch nicht alle Gastronomiebetriebe profitieren automatisch von einem offenen WLAN-Angebot. Denn mit der steigenden Aufenthaltsdauer sinkt in manchen Fällen der Umsatz pro Sitzplatz, gerade für kleine Lokale ein nicht zu unterschätzendes Problem. Dieser Artikel beleuchtet Chancen, Risiken und Praxislösungen für Gäste-WLAN im Gastgewerbe.
Inhalt
- Gäste-WLAN – heute oft Standard, aber nicht überall erwünscht
- WLAN als Service: Vorteile für Gäste und Gastgeber
- Technische Voraussetzungen für stabiles und sicheres Gäste-WLAN
- Rechtliche Rahmenbedingungen: Das musst du wissen
- WLAN anbieten – aber wie? Modelle im Überblick
- Fazit: WLAN als strategisches Werkzeug statt Selbstläufer
Gäste-WLAN – heute oft Standard, aber nicht überall erwünscht
Die Zeiten, in denen es bei einem Restaurantbesuch nur ums Essen ging, sind wohl vorbei. Gäste nutzen die Zeit vor dem Essen für Social Media, prüfen noch schnell E-Mails oder arbeiten sogar stundenweise vor Ort – insbesondere in Großstädten mit vielen Studierenden oder digitalen Nomadinnen und Nomaden. Kostenloses WLAN wird dabei längst nicht mehr als Bonus wahrgenommen, sondern als selbstverständliches Serviceangebot.
Gleichzeitig wächst der kritische Blick auf diese Entwicklung. Während einige Gastronominnen und Gastronomen auf das „Co-Working-Publikum“ setzen und bewusst eine WLAN-freundliche Umgebung schaffen, sehen andere im steigenden Laptop-Konsum ein handfestes Geschäftsproblem: Tische werden über Stunden blockiert, der Umsatz pro Gast bleibt niedrig, der Serviceaufwand hoch. Es geht also nicht nur um Technik – sondern um das richtige Maß.
Dabei gilt: Nicht jedes Lokal muss sich für oder gegen WLAN entscheiden – es gibt viele Zwischenlösungen. Beliebt ist etwa das Zonenmodell mit ausgewiesenen Bereichen für Laptop-Nutzer. Auch zeitliche Begrenzungen (z. B. nur vormittags) helfen, Konflikte zu vermeiden. Wer gezielt auf Co-Worker setzt, kann ein „Coffice“-Konzept etablieren: mit WLAN, Stromanschlüssen und ruhiger Atmosphäre – ideal für Gäste, die arbeiten und konsumieren möchten.
Im Deutschen werden die Begriffe WLAN und WiFi oft synonym verwendet, obwohl es einen kleinen Unterschied gibt: WLAN („Wireless Local Area Network“) ist der allgemeine Begriff für Funk-Netzwerke, während WiFi („Wireless Fidelity“) die Bezeichnung für eine bestimmte, von der Wi-Fi Alliance nach dem IEEE-802.11-Standard zertifizierte WLAN-Technologie ist.
WLAN als Service: Vorteile für Gäste und Gastgeber
Trotz kritischer Stimmen bietet ein funktionierender WLAN-Zugang viele Vorteile – sowohl für die Gäste als auch für die Betriebe. In einer digital vernetzten Gesellschaft gehört der schnelle Internetzugang für viele Menschen zur Grundausstattung eines Lokals. Besonders Reisende, Geschäftsleute oder Solo-Gäste schätzen es, wenn sie ihre Geräte unkompliziert verbinden können, ohne nach Passwörtern fragen oder instabile Verbindungen in Kauf nehmen zu müssen.
Für dich als Gastgeber oder Gastgeberin bedeutet ein gut funktionierendes WLAN vor allem eins: eine gesteigerte Aufenthaltsqualität. Wenn sich Gäste wohlfühlen, bleiben sie tendenziell länger – und konsumieren häufig auch mehr. Wer beispielsweise beim Arbeiten am Laptop nach zwei Stunden erneut etwas bestellt oder zum Mittag auch noch Kaffee und Kuchen nimmt, trägt zum Umsatz bei. Gleichzeitig erhöht ein kostenloser WLAN-Zugang die Wahrscheinlichkeit positiver Bewertungen – insbesondere bei internationalem Publikum, das ohne mobilen Datentarif unterwegs ist.
Darüber hinaus eröffnet ein WLAN-Angebot auch neue Möglichkeiten für dein digitales Marketing. Viele Betriebe nutzen Login-Seiten, um auf aktuelle Aktionen, Events oder Social-Media-Kanäle hinzuweisen. Auch das Sammeln von E-Mail-Adressen (mit Zustimmung) oder die Integration von Feedback-Formularen kann sinnvoll sein – vorausgesetzt, die Datenschutzvorgaben werden eingehalten.
Schätzungen zufolge stellen rund 60 % der Betriebe in Gastronomie und Hotellerie ihren Gästen kostenloses WLAN zur Verfügung. Während der Anteil in Hotels meist etwas höher ist, liegt er in klassischen Restaurants, Gaststätten und Cafés darunter. Daraus folgt: Wer WLAN anbietet, könnte sich vielerorts immer noch positiv von der Konkurrenz abheben.
Technische Voraussetzungen für stabiles und sicheres Gäste-WLAN
Ein gutes WLAN-Angebot steht und fällt mit der Technik. Nichts frustriert Gäste mehr als ein langsames Netz oder ständige Verbindungsabbrüche – vor allem dann, wenn der Zugang eigentlich als Service angekündigt wird. Daher solltest du dir vor der Einführung oder Optimierung deines Gäste-WLANs über die wichtigsten technischen Grundlagen im Klaren sein.
Das Fundament ist ein stabiler, leistungsfähiger Internetanschluss mit ausreichend Bandbreite. In der Regel gilt: Je höher die Gästezahl und je mehr Geräte parallel verbunden sind, desto schneller muss der Anschluss sein. Gerade in Betrieben, in denen auch Musik-Streaming, cloudbasierte Kassensysteme oder Videoübertragungen laufen, kann die Netzbelastung schnell steigen. Ein günstiger Privattarif reicht in vielen Fällen nicht aus – setze lieber auf professionelle Business-Tarife mit Servicegarantie.
Auch die Wahl des Routers spielt eine große Rolle. Achte darauf, dass das Gerät für den Dauerbetrieb in öffentlichen Räumen geeignet ist und moderne Standards wie Dual-Band-WLAN (2,4 GHz und 5 GHz) unterstützt. Optimal ist es, mehrere Access Points zu installieren, um eine gleichmäßige Abdeckung zu gewährleisten – insbesondere bei verwinkelten Grundrissen oder mehreren Etagen.
Ein weiteres Muss: Trenne dein internes Netzwerk (z. B. für Büro, Kasse oder Musiksystem) strikt vom öffentlichen Gastnetz. So schützt du nicht nur deine sensiblen Daten, sondern beugst auch Sicherheitslücken vor. Technisch gelingt das meist über ein sogenanntes Subnetz oder ein separates VLAN.
Tipp: Platziere den Router oder Access Point möglichst zentral und frei – nicht hinter Regalen oder dicken Wänden. So wird die Funkabdeckung gleichmäßiger und die Verbindungsqualität steigt.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Das musst du wissen
Lange galt in Deutschland die sogenannte Störerhaftung: Wer ein offenes WLAN bereitstellte, konnte juristisch belangt werden, wenn darüber Urheberrechtsverstöße oder andere illegale Aktivitäten begangen wurden. Diese Regelung hatte viele Gastronomiebetriebe davon abgeschreckt, Gäste-WLAN anzubieten – zu groß war die Sorge vor Abmahnungen und rechtlichen Konsequenzen.
Trotzdem gilt: Wenn du über eine Rechtsverletzung informiert wirst, musst du laut § 7 Abs. 4 TMG zumutbare Sperrmaßnahmen ergreifen – z. B. bestimmte Webseiten durch eine Blacklist im Router blockieren. Welche Maßnahmen im Einzelnen notwendig sind, ist noch nicht eindeutig geregelt. Im Zweifelsfall lohnt sich hier eine Beratung durch IT-Dienstleister oder Fachanwälte für Medienrecht.
Darüber hinaus ist auch der Datenschutz ein Thema. Sobald du personenbezogene Daten deiner Gäste erhebst – etwa durch eine Anmeldung per Name oder E-Mail – greifen die Vorschriften der DSGVO. Informiere deine Gäste transparent über Art und Zweck der Datennutzung und hole ggf. deren Einwilligung ein.
WLAN anbieten – aber wie? Modelle im Überblick
Wer WLAN im eigenen Betrieb bereitstellen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, den Zugang zu gestalten – je nach Zielgruppe, Betriebsgröße und gewünschter Kontrolle. Die drei gängigsten Modelle im Überblick:
- Offenes WLAN ohne Passwort
Einfach und schnell – aber risikobehaftet. Ohne Zugangsschutz können auch Personen außerhalb des Lokals das Netz nutzen. Zudem besteht ein erhöhtes Missbrauchspotenzial. - Passwortgeschütztes WLAN
Die verbreitetste Lösung in der Gastronomie. Gäste erhalten das WLAN-Passwort auf Anfrage oder sehen es auf Tischaufstellern. Wichtig: Passwort regelmäßig ändern, um Fremdzugriffe zu vermeiden. - Gäste-Login per QR-Code oder Voucher
Professioneller und kontrollierter: Zugang erfolgt über eine Login-Seite oder per QR-Code. Hier lassen sich auch Nutzungsdauer, Bandbreite oder Werbeeinblendungen steuern – ideal für Betriebe mit hohem Gästeaufkommen oder gezielten Marketingaktionen.
Fazit: WLAN als strategisches Werkzeug statt Selbstläufer
Ein kostenloses WLAN-Angebot wird von vielen Gästen inzwischen erwartet – doch ob es deinem Betrieb wirklich nützt, hängt von mehr ab als nur der technischen Umsetzung. Entscheidend ist, dass das WLAN-Angebot zu deinem Konzept, deiner Zielgruppe und deinen wirtschaftlichen Zielen passt.
Wichtig ist, dass du dich bewusst entscheidest – nicht aus Druck, sondern aus Überzeugung. Wenn du WLAN anbietest, gestalte es professionell, sicher und gut kommuniziert. Wenn du dich dagegen entscheidest, erklär deinen Gästen warum – viele zeigen Verständnis, wenn die Gründe nachvollziehbar sind.