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Tipps & Tricks

Zero Waste in der Gastronomie: 3 Tipps für die Praxis

DISH
Mai 2025

Lebensmittel in Gläsern oder Stofftaschen ohne Verpackungsmüll verpackt

Zu viel eingekauft, zu viel weggeworfen, zu viele Verpackungen – das kennt wohl jede und jeder in der Gastro. Und auch wenn man’s gut meint, bleibt im Alltag oft keine Zeit für große Nachhaltigkeitskonzepte. Aber genau hier kommt Zero Waste ins Spiel: nicht als perfektes Ideal, sondern als praxisnaher Ansatz, mit dem du Abfall vermeidest, Ressourcen schonst und sogar Geld sparst.

Ob kleines Café, Betriebskantine oder Restaurant mit 60 Plätzen: Zero Waste lässt sich überall umsetzen – Schritt für Schritt und ganz ohne erhobenen Zeigefinger. In diesem Beitrag zeigen wir dir drei konkrete Bereiche, in denen du direkt loslegen kannst.

Zero Waste im Restaurant und Café – kurz erklärt

Zero Waste bedeutet übersetzt „null Müll“. Aber mal ehrlich: Komplett abfallfrei zu arbeiten ist in der Gastronomie kaum möglich. Darum geht’s auch gar nicht. Vielmehr steckt hinter dem Konzept die Idee, Abfälle so weit wie möglich zu vermeiden – und das auf allen Ebenen deines Betriebs.

Das Ziel:

  • weniger Lebensmittel wegwerfen
  • Verpackungsmüll reduzieren
  • Einweg durch Mehrweg ersetzen
  • Ressourcen wie Wasser und Energie bewusster nutzen
  • wirtschaftlicher arbeiten

Das Schöne an Zero Waste: Du kannst sofort damit anfangen. Und zwar mit den Bereichen, die für deinen Betrieb am meisten Sinn machen – zum Beispiel Einkauf, Resteplanung und -verwertung. Schritt für Schritt in Richtung weniger Müll und mehr Effizienz – ganz ohne Perfektionsdruck.

Du willst noch mehr Ideen für eine Zero-Waste-Küche? Im Artikel „Zero-Waste-Küche in der Gastro: von Second-Hand bis Kompost“ findest du weitere Tipps zur Müllvermeidung – von der Speisekarte bis zur Kompostierung.

 

Tipp 1: Einkauf smarter gestalten

Der Einkauf ist die erste Stellschraube im Zero-Waste-Konzept – und gleichzeitig eine der wirkungsvollsten. Wer gezielter einkauft, produziert automatisch weniger Müll und spart dabei auch noch Geld. Klingt gut? Ist es auch! Wichtig ist dabei nicht nur was du kaufst, sondern wie du es planst und lagerst.

Weniger ist mehr: Bedarfsorientiert einkaufen

Viele Abfälle entstehen, weil zu viel oder planlos eingekauft wird. Häufige Ursachen: schwankender Gästebetrieb, fehlende Übersicht im Lager oder zu großzügige Sicherheitsmargen.

So gehst du’s an:

  • Schau dir deine Verkaufszahlen regelmäßig an und passe die Bestellmengen entsprechend an.
  • Plane Spielräume ein, aber übertreib es nicht – lieber öfter kleinere Mengen bestellen.
  • Überlege, welche Zutaten du in mehreren Gerichten einsetzen kannst – so bleibt weniger übrig.

Beispiel: Wenn du Kartoffeln als Beilage, im Salat und für ein Tagesgericht einsetzt, hast du eine höhere Umschlagquote – und reduzierst die Gefahr, dass etwas verdirbt.

Mindesthaltbarkeitsdatum ≠ Ablaufdatum

Viele Produkte sind auch nach dem MHD noch einwandfrei – besonders bei trockenen oder konservierten Lebensmitteln. Trotzdem werden sie oft vorschnell entsorgt, weil Unsicherheit herrscht.

Tipp:

  • Kontrolliere regelmäßig, was kurz vorm Ablauf steht – und nutze es gezielt (z. B. als Special oder Bestandteil eines Tagesgerichts).
  • Schule dein Team darin, den Zustand eines Produkts zu beurteilen – Sicht, Geruch und Konsistenz sagen oft mehr als das Etikett.
  • Nutze Aufkleber oder Marker für „dringend verwenden“ – das erhöht die Sichtbarkeit im Lager.

Sortiment verschlanken

Ein überfrachtetes Lager ist nicht nur unübersichtlich, sondern auch anfällig für doppelte Einkäufe und vergessene Reste. Wer zu viele Einzelprodukte vorrätig hält, produziert oft mehr Abfall.

So kannst du aufräumen:

  • Führe eine Liste mit Basiszutaten, die regelmäßig genutzt werden – das ist dein „Kernsortiment“.
  • Überlege, welche selten genutzten Produkte du streichen oder durch flexiblere Alternativen ersetzen kannst.
  • Weniger Produkte bedeuten: weniger Verpackung, weniger Lageraufwand, weniger Schwund.

Verpackungen schon beim Einkauf mitdenken

Der Einkauf ist der Ort, an dem du den Verpackungsmüll entscheidend beeinflussen kannst. Je nachdem, wo und wie du bestellst, kannst du einiges an Müll vermeiden.

Konkret heißt das:

  • Bevorzuge Produkte im Großgebinde statt viele Einzelverpackungen.
  • Achte auf Unternehmen, die wiederverwendbare Gebinde oder Pfandsysteme anbieten.
  • Sprich deine Lieferantinnen und Lieferanten aktiv auf nachhaltigere Optionen an – oft sind sie offener, als man denkt.

 

Tipp 2: Kreativer Umgang mit Resten

Resteverwertung klingt erst mal nach Notlösung. Tatsächlich ist sie aber eine echte Kernkompetenz in der Zero-Waste-Küche – und ein spannender Kreativfaktor noch dazu. Denn: Was früher im Müll gelandet ist, kann heute die Grundlage für neue Gerichte, mehr Geschmack und weniger Kosten sein.

Reste erkennen – und sinnvoll einplanen

Ein häufiger Denkfehler: Reste entstehen einfach so. Die Realität ist: Viele Reste sind vorhersehbar – und damit auch planbar. Wer beim Einkauf, bei der Vorbereitung und vielleicht sogar beim Mise en Place schon an die Weiterverwendung denkt, reduziert nicht nur Abfall, sondern gewinnt Spielraum für neue Ideen.

Beispiele aus der Praxis:

  • Vom Vortag übrig gebliebene Linsensuppe als Basis für eine vegane Bolognese.
  • Brotreste trocknen, mahlen und als knuspriges Topping oder Paniermehl nutzen.
  • Grillgemüse vom Vortag zu einer Antipasti-Platte oder Füllung für Wraps verarbeiten.

Leaf to Root & Nose to Tail: Alles nutzen, was nutzbar ist

Viele Produkte werden nur teilweise verwendet – dabei steckt im „Rest“ oft genauso viel Geschmack. Das gilt für pflanzliche wie für tierische Zutaten.

Ideen für Leaf to Root (Gemüse komplett nutzen):

  • Radieschengrün → Pesto oder Kräuteröl
  • Möhrengrün → Würzpaste oder Kräuterbutter
  • Schalen & Abschnitte → Gemüsefond oder Brühe
  • Blumenkohlblätter → knusprig gebacken als Snack oder Garnitur

Nose to Tail (bei Fleischprodukten):

  • Seltener genutzte Teile (Herz, Zunge, Innereien) in Eintöpfen oder als Spezial
  • Knochen → Fondbasis für Soßen oder Suppen
  • Abschnitte → Farce, Maultaschen, Frikadellen

Wer kreativ ist, kann aus vermeintlichen Resten sogar Signature Dishes entwickeln – und damit nicht nur Abfall reduzieren, sondern auch das eigene kulinarische Profil schärfen.

Tagesgerichte und flexible Speisekarten

Nicht alles lässt sich von Anfang an in der Planung vermeiden – aber vieles kann noch verwertet werden. Die Lösung: flexible Tagesgerichte, die sich an dem orientieren, was gerade übrig ist oder verarbeitet werden muss.

Vorteile:

  • Du verhinderst Lebensmittelverluste in Echtzeit.
  • Gleichzeitig kannst du deinen Wareneinsatz besser kalkulieren – besonders bei wechselnden Angeboten oder Resteverwertung.
  • Du kannst auf Lieferengpässe oder schwankende Gästezahlen reagieren.
  • Du bietest Gästen Abwechslung – oft mit geringem Zusatzaufwand.

Tipp: Kommuniziere offen, dass deine Tagesgerichte nachhaltig kalkuliert sind – das kommt bei vielen Gästen gut an.

Fermentieren, Einlegen, Haltbarmachen

Resteverwertung muss nicht sofort passieren. Mit traditionellen Methoden wie Fermentation oder Einlegen kannst du Lebensmittel länger haltbar machen – und gleichzeitig spannende neue Aromen erzeugen.

Klassiker, die sich schnell umsetzen lassen:

  • Zwiebeln oder Gurken in Essig einlegen
  • Zitrusschalen kandieren oder zu Sirup verarbeiten
  • Kohlreste fermentieren zu Kimchi oder Sauerkraut
  • Fruchtüberschuss zu Kompott oder Chutney verkochen

Solche Produkte eignen sich übrigens auch perfekt als Mitnahmeartikel – und bieten ein zusätzliches Verkaufsargument. Weitere Tipps & Tricks findest du in unserem Artikel zur Umsatzsteigerung.

 

Tipp 4: Weitergeben, kompostieren, sinnvoll entsorgen

Trotz aller Optimierung: In jedem Gastro-Betrieb bleiben am Ende des Tages Lebensmittel oder organische Reste übrig. Der Unterschied liegt darin, was du damit machst. Entsorgen ist die letzte Option – davor kommen viele andere Möglichkeiten, die nicht nur umweltfreundlich sind, sondern auch gesellschaftlich sinnvoll.

Lebensmittel weitergeben – statt wegwerfen

Gerichte, die noch einwandfrei sind, müssen nicht in der Tonne landen. Es gibt inzwischen viele Wege, wie du deine Reste sinnvoll weitergeben kannst:

  • Apps wie Too Good To Go oder ResQ Club verbinden dich mit Gästen, die am Abend hochwertige Speisen zu reduzierten Preisen mitnehmen möchten.
  • Soziale Einrichtungen wie Tafeln oder Suppenküchen freuen sich über Lebensmittelspenden – am besten mit kurzer Rücksprache zur Abholung und den Anforderungen.
  • Nachbarschaftsinitiativen oder lokale Gruppen können eine gute Lösung sein, wenn du kleinere Mengen schnell und unkompliziert weitergeben willst.

Wichtig: Achte immer auf Hygienevorgaben und dokumentiere im Zweifel, was du weitergibst. Aber keine Sorge – mit guter Planung und einem festen Ablauf klappt das schnell und zuverlässig.

Kompostieren – geht das in der Gastro?

Ja, das geht! Und es wird zunehmend praktikabler – auch für kleinere Betriebe. Moderne Schnellkomposter oder kompakte Kompostierungsgeräte verarbeiten organische Abfälle direkt vor Ort. Binnen weniger Stunden oder Tage entsteht daraus nährstoffreicher Kompost, der …

  • im eigenen Garten oder Innenhof verwendet werden kann
  • an Gärtnereien, Landwirtschaftsbetriebe oder Community-Projekte weitergegeben wird
  • oder sogar an Gäste verschenkt werden kann – z. B. als „Küchenkompost to go“ in kleinen Gläsern

Für größere Mengen lohnt sich eine Kooperation mit einem Entsorgungsunternehmen oder einem lokalen Kompostierbetrieb.

Mülltrennung im Alltag – ohne Stress

Auch wenn es banal klingt: Richtige Mülltrennung ist die Grundlage für jede Zero-Waste-Strategie. Wichtig ist, dass sie im Alltag funktioniert – auch im Stress.

Tipps für die Umsetzung:

  • Klare Kennzeichnung und farbliche Trennung der Tonnen
  • Einweisung aller Teammitglieder – auch Aushilfen oder neues Personal
  • Regelmäßige Checks, ob alles richtig sortiert wird
  • Kurzschulungen oder Infomaterial in der Küche (gern auch mit Humor!)

 

Zero Waste für Restaurants und Cafés – realistisch, wirksam und machbar

Zero Waste muss nicht zu 100,0 Prozent umgesetzt werden. Das Zero-Waste-Konzepte solltest du lieber als eine Haltung verstehen – und als einen Werkzeugkasten, mit dem du deinen Betrieb nachhaltiger, effizienter und zukunftsfähiger machst. Der Einstieg ist leichter, als du denkst – und jeder Schritt bringt dich weiter.

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