Mehrere Restaurants gleichzeitig führen: Chancen, Herausforderungen, Tipps für den Alltag
DISH
Mai 2025
Ein gut laufendes Restaurant ist schon ein echter Erfolg. Doch früher oder später taucht die Frage auf: „Geht da noch mehr?“ Der Schritt vom einzelnen Restaurant hin zu zwei oder drei Lokalen bringt viele Möglichkeiten – aber auch neue Herausforderungen. Plötzlich geht es nicht mehr nur um das Tagesgeschäft, sondern auch um Strukturen, Personalführung und eine klare Übersicht. In diesem Artikel findest du zu diesem Thema konkrete Tipps und Hilfestellungen.
Inhalt
- Was spricht für ein zweites Restaurant?
- … und was spricht dagegen?
- Erfolgsfaktor Organisation: Prozesse strukturieren und Verantwortung abgeben
- Der richtige Standortmix: Lage, Nähe und Konzept clever kombinieren
- Personalmanagement: Teams führen, Synergien nutzen
- Einkauf, Marketing und Verwaltung zentral steuern
- Verschiedene Konzepte unter einem Dach: Vielfalt mit System
- Best Practices: Was in der Praxis funktioniert
- Fazit: Lohnt sich die ganze Arbeit für mehrere Restaurants?
Was spricht für ein zweites Restaurant?
Viele, die ein erfolgreiches Restaurant führen, stehen früher oder später vor der Frage: Warum nicht ein zweites Lokal eröffnen? Oder sogar ein drittes? Manchmal ergibt sich die Gelegenheit auch spontan – etwa wenn der frühere Eigentümer aufgibt und ein funktionierender Betrieb sonst verschwinden würde. Wer das Potenzial erkennt, kann mit einer Übernahme gezielt wachsen – und dabei sogar Mitarbeitende oder Stammgäste halten.
Ein zusätzlicher Standort bietet viele Vorteile:
- Größere Reichweite und Sichtbarkeit in der Stadt oder Region
- Neue Zielgruppen erschließen, zum Beispiel durch unterschiedliche Konzepte wie Bistro, Lieferdienst oder Fine Dining
- Wirtschaftlich attraktiver durch gemeinsamen Einkauf, geteilte Verwaltung und zentralisiertes Marketing
Auf den Punkt gebracht: Wer mehrere Restaurants führt, wächst über das Tagesgeschäft hinaus – und entwickelt sich mehr und mehr zur unternehmerischen Leitung mit strategischem Fokus.
… und was spricht dagegen?
Mehrere Standorte bedeuten nicht nur mehr Chancen, sondern auch deutlich mehr Arbeit – vor allem mehr Koordination. Ohne klare Strukturen wird es schnell unübersichtlich – und das wirkt sich auf Qualität, Teamzufriedenheit und wirtschaftlichen Erfolg aus.
Typische Herausforderungen im Alltag:
- Qualität sichern, auch wenn man nicht täglich vor Ort ist – durch klare Standards und verlässliche Abläufe
- Kommunikation organisieren: digitale Tools, regelmäßige Besprechungen und klare Zuständigkeiten schaffen Übersicht
- Mehr Verwaltung: von Buchhaltung über Personaldokumente bis zu behördlichen Anforderungen
- Führungskräfte einbinden: verlässliche Menschen mit Verantwortung entlasten die Zentrale und sorgen für Stabilität
- Eigene Rolle neu denken: weg vom operativen Tagesgeschäft, hin zur Steuerung des Gesamtbetriebs
Unser Leitspruch für deine neue Rolle als Gastro-Unternehmer bzw. -Unternehmerin: Arbeite AM Restaurant, nicht IM Restaurant.
Erfolgsfaktor Organisation: Prozesse strukturieren und Verantwortung abgeben
Wer mehrere Restaurants erfolgreich führen möchte, braucht vor allem eines: eine gute Organisation. Was im ersten Betrieb vielleicht noch flexibel im Alltag geregelt wurde, muss bei mehreren Standorten klar definiert und dokumentiert sein.
Zentrale Fragen dabei sind:
- Wie laufen Bestellungen und Warenwirtschaft ab?
- Wer ist für Personalplanung und Schichtbesetzung verantwortlich?
- Wie funktioniert die Kommunikation zwischen den Standorten?
- Welche Kennzahlen müssen regelmäßig ausgewertet werden?
Praktische Lösungen für den Alltag:
- Digitale Tools nutzen: Warenwirtschafts- und Kassensysteme, Schichtplanung, Zeiterfassung und interne Kommunikation lassen sich heute digital steuern – das spart Zeit und verhindert Missverständnisse.
- Buchhaltung zentralisieren oder auslagern: Wer die Zahlen im Blick behalten will, sollte mit einer zentralen Lösung arbeiten oder eine Steuerkanzlei einbinden, die auf Gastronomie spezialisiert ist.
- Standardprozesse festlegen: Vom Wareneingang über Hygieneprotokolle bis hin zur Reklamationsbearbeitung – was wiederkehrend passiert, sollte als klarer Ablauf beschrieben sein.
- Standortübergreifende Meetings einführen: Regelmäßige Absprachen mit den leitenden Personen der einzelnen Betriebe helfen, den Überblick zu behalten und einheitliche Standards zu sichern.
Tipp: Wer früh in professionelle Strukturen investiert, spart später viel Energie – und kann sich auf die Weiterentwicklung des Gastro-Konzepts konzentrieren.
Der richtige Standortmix: Lage, Nähe und Konzept clever kombinieren
Ein zusätzlicher Standort beinhaltet mehr als nur eine neue Adresse. Damit mehrere Restaurants erfolgreich nebeneinander bestehen können, muss das Gesamtkonzept durchdacht sein – vor allem in Bezug auf Lage, Zielgruppe und Ausrichtung.
Wichtige Überlegungen bei der Standortwahl:
- Nähe oder Distanz?
Restaurants in direkter Nähe können sich gegenseitig unterstützen, etwa beim Personal oder durch gemeinsame Lieferungen. In unterschiedlichen Stadtteilen oder Regionen lassen sich dagegen neue Märkte erschließen. - Lageanalyse vor der Entscheidung:
Laufkundschaft, Erreichbarkeit, Wettbewerb und Mietkosten – all das sollte vorab geprüft werden. Was in einem Szeneviertel funktioniert, passt vielleicht nicht in eine Kleinstadt. - Konzept anpassen oder wiederholen?
Soll das neue Restaurant dasselbe bieten wie der erste Betrieb – oder bewusst etwas anderes? Beide Ansätze können funktionieren: einheitliches Branding mit Wiedererkennungswert oder bewusst verschiedene Ausrichtungen für unterschiedliche Zielgruppen.
Beispiele für sinnvolle Kombinationen:
- Abends Restaurant, mittags Bistro oder Café – gleiche Küche, unterschiedliche Auslastung
- Fine Dining im Zentrum, unkomplizierter Ableger mit Lieferfokus am Stadtrand
- Regionale Spezialitäten in Stadt A, mediterranes Konzept in Stadt B
Personalmanagement: Teams führen, Synergien nutzen
Ohne ein starkes Team läuft nichts – und das gilt bei mehreren Restaurants noch mehr als bei nur einem Standort. Personalmanagement wird zur zentralen Aufgabe. Denn mit jedem neuen Betrieb steigt der Aufwand bei Planung, Führung und Kommunikation.
Zentrale Fragen im Personalbereich:
- Wie lassen sich Schichten effizient besetzen?
- Können Mitarbeitende zwischen Standorten wechseln?
- Wer ist für Schulung und Einarbeitung verantwortlich?
- Wie werden Vertretungen organisiert, etwa bei Krankheit oder Urlaub?
Mögliche Ansätze für ein funktionierendes Personalmanagement:
- Zentraler Personalpool:
Wenn die Standorte geografisch nah beieinander liegen, können Mitarbeitende flexibel eingesetzt werden. Das erhöht die Auslastung und macht Urlaubsvertretungen einfacher. - Feste Teams mit klarer Leitung:
Gerade bei unterschiedlichen Konzepten oder größerer Entfernung ist es sinnvoll, an jedem Standort ein eigenständiges Team mit einer verlässlichen Führungskraft zu etablieren. - Schulung und Einarbeitung standardisieren:
Ein gemeinsames Schulungskonzept hilft, den Qualitätsanspruch zu sichern – vom Service bis zur Küche. Neue Mitarbeitende wissen durch ein standardisiertes Onboarding von Anfang an, worauf es ankommt. - Digitale Tools für Schichtplanung und Kommunikation:
Systeme zur Einsatzplanung, interne Chatfunktionen oder digitale Aushänge schaffen Transparenz und reduzieren den organisatorischen Aufwand.
Tipp: Gutes Personalmanagement sorgt nicht nur für reibungslose Abläufe – es entscheidet auch darüber, ob sich Mitarbeitende wohlfühlen und gern bleiben. Wer fair plant, verständlich kommuniziert und Perspektiven bietet, baut Teams auf, auf die Verlass ist.
Einkauf, Marketing und Verwaltung zentral steuern
Einer der größten Vorteile beim Führen mehrerer Restaurants ist die Möglichkeit, bestimmte Bereiche zu bündeln – und dadurch effizienter und kostengünstiger zu arbeiten. Einkauf, Marketing und Verwaltung lassen sich ideal vernetzen, wenn die richtigen Strukturen vorhanden sind.
Diese Bereiche bieten besonders viel Potenzial für Synergien:
- Gemeinsamer Einkauf:
Wer größere Mengen bestellt, bekommt bessere Preise. Besonders bei Standardprodukten – von Getränken bis zu Reinigungsmitteln – lohnt sich der zentrale Einkauf. Auch Absprachen mit Lieferantinnen und Lieferanten werden einfacher. - Zentrale Lagerhaltung oder Bündelung von Bestellungen:
Je nach Größe und Entfernung der Standorte kann ein gemeinsames Lager oder ein abgestimmter Lieferplan dabei helfen, unnötige Fahrten und Engpässe zu vermeiden. - Marketing gebündelt denken:
Website, Social Media, Newsletter oder Aktionen – all das kann gemeinsam geplant und umgesetzt werden. Trotzdem ist es sinnvoll, jeden Standort individuell anzusprechen, etwa mit eigenen Angeboten oder Events. - Verwaltung zentralisieren:
Buchhaltung, Personalverwaltung oder Abrechnungen lassen sich an einem Ort bündeln oder an eine externe Dienstleistung übergeben. So bleibt mehr Zeit fürs operative Geschäft.
Aufgepasst: Nicht jeder Bereich muss zentralisiert werden – aber wer Synergien clever nutzt, spart Zeit, Geld und Nerven. Die wichtigste Regel: So viel wie nötig zusammenfassen, aber so viel wie möglich individuell lassen.
Verschiedene Konzepte unter einem Dach: Vielfalt mit System
Nicht jedes neue Restaurant muss eine Kopie des ersten sein. Viele Gastronominnen und Gastronomen entscheiden sich bewusst dafür, unterschiedliche Konzepte parallel zu betreiben – etwa eine Pizzeria und eine Weinbar oder ein gehobenes Restaurant und ein Streetfood-Stand. Das kann sinnvoll sein – wenn die Unterschiede gut geplant sind.
Vorteile verschiedener Konzepte:
- Zielgruppen erweitern: Unterschiedliche Stilrichtungen sprechen verschiedene Menschen an – so lässt sich die Reichweite erhöhen.
- Weniger Risiko durch Diversifikation: Wenn ein Konzept schwächelt, kann ein anderes wirtschaftlich stabilisieren.
- Flexibilität im Tagesgeschäft: Ein Betrieb läuft mittags stark, der andere abends – so werden Mitarbeitende und Ressourcen besser ausgelastet.
- Kreativer Spielraum: Wer mehrere Konzepte entwickelt, kann sich ausprobieren und neue Ideen umsetzen, ohne das Hauptgeschäft zu gefährden.
Aber: Vielfalt braucht Struktur. Herausforderungen sind unter anderem:
- Komplexere Steuerung: Unterschiedliche Konzepte bedeuten unterschiedliche Anforderungen – an Küche, Personal, Ausstattung und Marketing.
- Höherer Schulungsaufwand: Teams müssen jeweils speziell eingearbeitet werden, damit die Qualität stimmt.
- Markenauftritt klar trennen oder bewusst verbinden: Je nach Strategie sollten die Gäste klar erkennen, was sie erwartet – oder bewusst die Verbindung zwischen den Konzepten spüren.
Tipp: Wer mit verschiedenen Konzepten arbeitet, sollte sich immer fragen: Was passt zur eigenen Marke – und was nicht? Vielfalt ist kein Selbstzweck, sondern sollte strategisch sinnvoll eingesetzt werden.
Best Practices: Was in der Praxis funktioniert
Theorie ist gut – Praxis ist besser. Wer mehrere Restaurants führt, lernt schnell, worauf es wirklich ankommt. Dabei zeigt sich: Es gibt nicht den einen richtigen Weg, aber viele erprobte Strategien.
Erfahrungswerte aus dem Alltag:
- Vertrauen ist entscheidend: Ohne verlässliche Führungskräfte vor Ort funktioniert es nicht. Wer alles kontrollieren will, läuft Gefahr, sich zu verzetteln.
- Klare Standards statt Mikromanagement: Gute Abläufe, Checklisten und digitale Tools helfen, die Qualität zu sichern – auch ohne ständige Anwesenheit.
- Kommunikation regelmäßig und transparent halten: Gemeinsame Meetings, klare Zuständigkeiten und ehrliche Feedbackkultur sind unerlässlich.
- Standorte individuell denken, aber strategisch vernetzen: Jeder Betrieb braucht sein eigenes Profil – trotzdem sollte er Teil eines großen Ganzen sein.
- Langfristig planen: Expansion ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Besser Schritt für Schritt wachsen, als sich zu übernehmen.
Isabel Widmann aus Dresden ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie erfolgreiche Expansion in der Gastronomie gelingen kann. Die junge Unternehmerin führt bereits sieben eigene Restaurants – mit viel Engagement, einem klaren Konzept und dem nötigen Blick fürs große Ganze. Einblicke in ihren Werdegang und ihren Arbeitsalltag gibt es in diesem YouTube-Video von „Gastroflüsterer“ Kemal Üres.
Fazit: Lohnt sich die ganze Arbeit für mehrere Restaurants?
Mehrere Restaurants zu führen, kann eine große Chance sein – wirtschaftlich, strategisch und persönlich. Doch es braucht Planung, Struktur und die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben. Wer das mitbringt, kann nicht nur wachsen, sondern auch langfristig erfolgreicher und unabhängiger arbeiten.
Zusammengefasst:
- Nicht jede Expansion muss groß sein – auch ein zweiter Standort kann neue Perspektiven eröffnen.
- Der Schlüssel liegt in der Organisation: Wer früh klare Abläufe schafft, kann entspannt führen.
- Menschen machen den Unterschied: Ein gutes Team mit motivierten Mitarbeitenden ist durch nichts zu ersetzen.
- Wer Vielfalt bietet, braucht Struktur: Unterschiedliche Konzepte sind nur dann erfolgreich, wenn sie bewusst gesteuert werden.
Tipp: Wer sich den organisatorischen Aufwand einer eigenen Expansion nicht zutraut, kann auch den Aufbau eines Franchise-Systems erwägen – so lässt sich das eigene Konzept weiterverbreiten, ohne jeden Standort selbst betreiben zu müssen.